Bootstrapping für Ihre Gründung

So wenden Sie Bootstrapping für Ihre Gründung in kleinen Schritten an

Bootstrapping gilt in der Gründerszene als geniale Möglichkeit der Unternehmensfinanzierung, weil dieset ein Höchstmaß an Unabhängigkeit bietet. Allerdings gibt es auch Nachteile und Risiken, die beachtet werden müssen.

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Bootstrapping bezeichnet eine Finanzierungsmethode, bei der das benötigte Kapital direkt aus den Einnahmen des frisch gegründeten Unternehmens stammt. Hierzu muss die Entwicklung sehr durchdacht und in kleinen Schritten erfolgen.

 

  Themenübersicht zum Bootstrapping
1. Aus eigener Kraft zur Finanzierung des Unternehmens
2. Unabhängigkeit für Gründer: Die Vorteile von Bootstrapping
3. Bootstrapping in der kritischen Betrachtung
4. Schritt für Schritt zum eigenen Bootstrapping-Konzept
5. [Infografik] Bootstrapping: Start-up aus eigener Kraft finanzieren
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Aus eigener Kraft zur Finanzierung des Unternehmens

Wer sich für das Konzept Bootstrapping entscheidet, der finanziert sein Gründungsvorhaben aus eigener Kraft. Es kann hier immer nur so viel investiert werden, wie es die aktuelle Liquidität gerade erlaubt. Will man nach dieser Methode vorgehen, dann sind ein hohes Maß an Disziplin und eine minutiöse Planung erforderlich. Belohnt wird der Bootstrapper dafür nicht nur mit einer extrem ausgeprägten Unabhängigkeit von externen Geldgebern, sondern auch mit dem unbezahlbaren Gefühl, dass er seinen Traum von der beruflichen Selbstständigkeit ganz allein und ohne fremde Hilfe verwirklicht hat. Doch gehen wir der Reihe nach vor und werfen erst einmal einen Blick darauf, woher der ungewöhnliche Begriff Bootstrapping überhaupt stammt.

Wörtlich übersetzt bedeutet Bootstrap soviel wie Stiefelschlaufe. Hierbei handelt es sich um die lederne Schlaufe am hinteren Ende des Schaftes von einem Stiefel, an der das Schuhwerk angefasst und gezogen werden kann, um den Stiefel auch dann über den Fuß zu ziehen, wenn er sehr eng sitzt. Diese Bezeichnung findet sich in einer alten Redewendung aus dem englischen Sprachraum, in der es heißt: „pull oneself over a fence by one‘s bootstraps”. Dies könnte man mit “sich selbst an den eigenen Stiefelschlaufen über einen Zaun ziehen” übersetzen. Vielleicht kennen Sie ja eher die deutsche Variante eines ähnlichen Spruches, in der es heißt: “sich an den eigenen Haaren aus dem Sumpf ziehen”. Gemeint ist in beiden Fällen dasselbe.

Hier geht es jeweils um Menschen, denen es gelingt, eine schwierige oder sogar aussichtslose Situation aus eigener Kraft zu bewältigen. Und genau vor dem Hintergrund dieser Bedeutung ist es auch zu der Bezeichnung Bootstrapping in Bezug auf eine ganz besondere Finanzierungsform von Gründungsvorhaben gekommen.

Beim Bootstrapping setzt man auf ein Geschäftsmodell, bei dem von Beginn an Gewinne erzielt werden. Diese Gewinne verwendet man nun, um schrittweise in die weitere Entwicklung des Unternehmens zu investieren. Diese Entwicklung verläuft eher langsam und muss exakt geplant werden.

 


 

Unabhängigkeit für Gründer: Die Vorteile von Bootstrapping

Wenn man über die Vorteile von Bootstrapping nachdenkt, dann stößt man zunächst darauf, dass dieses Finanzierungskonzept mehr oder weniger jedem zur Verfügung steht. Da Bootstrapping auf der vollständigen Unabhängigkeit gegenüber externen Geldgebern basiert, spielen die individuelle Bonität oder Reputation des Gründers hierbei keine Rolle. Einfacher gesagt: Per Bootstrapping gelangen auch solche Unternehmer an eine Finanzierung, die aufgrund persönlicher Merkmale niemals einen Bankkredit erhalten würden.

Die ausgeprägte Unabhängigkeit des Unternehmers steht ohnehin auf der Habenseite des Bootstrapping. Hier müssen keinem externen Geldgeber Mitspracherechte eingeräumt werden. Keine Bank kann den Gründer unter Druck setzen oder zu bestimmten Entscheidungen drängen. Stattdessen behält er jederzeit die volle Kontrolle und kann vor allem sagen, dass er den Aufbau und die Entwicklung seines Unternehmens ganz allein und aus eigener Kraft bewerkstelligt hat. Dies sorgt nicht nur für ein gutes Selbstwertgefühl, sondern schafft auch eine besonders enge Verbindung zwischen dem Gründer und seinem Unternehmen.

 

Die Vorteile des Bootstrappings sprechen für sich

Nicht von der Hand zu weisen ist der positive Einfluss, den Bootstrapping auf einige wichtige Unternehmereigenschaften hat. Da wäre zum einen die kompromisslose Sparsamkeit zu nennen. Dem Unternehmer bleibt gar nichts anderes übrig, als seine finanziellen Ressourcen mit großer Zurückhaltung und Sorgfalt zu verwalten und sich vor jeder Form der Verschwendung zu hüten.

Darüber hinaus hält Bootstrapping natürlich zum gründlichen Planen und zum strukturierten Arbeiten an. Der Einsatz von Businessplänen und deren konsequente Berücksichtigung ist bei Unternehmen, die auf der Basis von Bootstrapping entwickelt werden, eine Selbstverständlichkeit. Nicht zuletzt sorgen Bootstrapping-Konzepte dafür, dass sich die betreffenden Gründer und Unternehmer in ihren eigenen Betrieben voll und ganz auf die wirklich wesentlichen Angelegenheiten konzentrieren und nicht von dem einmal gefassten Entwicklungsplan abweichen. Dies macht sie zu verlässlichen und vertrauenswürdigen Geschäftspartnern.

Abschließend spricht auch das stark verminderte wirtschaftliche Risiko, das für Gründer mit dem Bootstrapping verbunden ist, für diese Form der Finanzierung. Es werden keine Kredite aufgenommen und damit keine langfristigen finanziellen Verpflichtungen eingegangen. Scheitert das Gründungsvorhaben, dann halten sich dementsprechend auch die Schulden des Unternehmers in engen Grenzen.

 

  Unabhängigkeit für disziplinierte Gründer: Die Vorteile von BootstrappingWenn Sie einen Dollar in Ihr Unternehmen stecken wollen, so müssen Sie einen weiteren bereithalten, um das bekannt zu machen.
Henry Ford
 

 


 

Bootstrapping in der kritischen Betrachtung

Wir haben uns die überzeugenden Vorteile von Bootstrapping nun sehr genau angesehen. Aus Gründen der Objektivität wird es nun Zeit, dass wir uns auch mit den Nachteilen und Risiken dieses Finanzierungsmodells beschäftigen. Allem anderen voran muss hier erwähnt werden, dass Bootstrapping Gründern und Unternehmern abverlangt, sich mit dem Mangel zu arrangieren und auf vieles zu verzichten.

Das Schöpfen aus dem Vollen, wie es von vielen anderen Jungunternehmern praktiziert wird, ist bei diesem Konzept, vor allem zu Beginn, nicht möglich. Für die große Unabhängigkeit, die mit dem Bootstrapping einhergeht, ist also ein gewisser Preis zu zahlen. Viele Gründer wird es ohne Frage stark belasten, dass sie beim Bootstrapping nicht umhin kommen, wirklich jede Kleinigkeit sorgfältig zu planen.

Steht etwa die Anschaffung von wichtiger Ausrüstung, die Investition in eine lohnenswerte Marketing-Kampagne oder eine andere dringende Ausgabe an, dann heißt es zunächst immer, diese Kosten in den Geschäftsplan aufzunehmen und einen geschäftlichen Status zu bestimmen, der erst erreicht sein muss, bevor man die Ausgabe auch wirklich tätigen kann. Hält man sich als Unternehmer nicht an diese Vorgabe, dann bricht das ganze Bootstrapping-Modell zusammen wie ein Kartenhaus. Planungsdisziplin wird damit zur zwingenden Voraussetzung für einen erfolgreichen Geschäftsverlauf und entpuppt sich für viele Gründer als harte Belastung.

 

Planungszwang, Entwicklungsstau und Leistungsdruck

Aus dieser Maßgabe folgt, dass es in Bootstrapping-Unternehmen immer wieder zu Entwicklungsstaus kommt. Selbst wenn bestimmte Entwicklungsschritte absolut sinnvoll und gerechtfertigt sind, dann muss doch immer gewartet werden, bis die Einnahmesituation es zulässt, dass in bestimmte Bereiche investiert werden kann. Vorher ist hierfür einfach kein Geld vorhanden. Unternehmer, die Ihr Gründungsvorhaben stattdessen auf der Basis von externem Kapital errichten, können dagegen eher aus dem Vollen schöpfen und alle sinnvollen Investitionen und Entwicklungsschritte meist zeitnah vornehmen.

Insgesamt können Finanzierungen per Bootstrapping beim Unternehmer dadurch zu einem höheren Leistungsdruck führen, da ja jede Investition zunächst das Erreichen bestimmter Umsatzziele voraussetzt. Diese Nachteile und Risiken sollte man unbedingt berücksichtigen, bevor man sich für das Finanzierungskonzept Bootstrapping entscheidet.

 


 

  Mit diesen Tipps Schritt für Schritt zum eigenen Bootstrapping-Konzept  

Schritt für Schritt zum eigenen Bootstrapping-Konzept

Bootstrapping hat als Finanzierungsmodell etwas Bestechendes und ist für Gründer mit vielfältigen Vorteilen verbunden. Man muss allerdings ganz ehrlich sagen, dass sich diese Form der Finanzierung weder für jeden Unternehmertyp noch für jede Geschäftsidee eignet. Daher ist es für angehende Unternehmer sehr wichtig, sich und ihr Geschäftsmodell möglichst gut einzuschätzen, bevor sie ein entsprechendes Modell in Betracht ziehen. Die folgenden Tipps unterstützen Sie bei der erforderlichen Selbsterkenntnis und begleiten Sie zuverlässig auf dem Weg zur erfolgreichen Bootstrapping-Finanzierung.

 

 

  Tipp 1: Selbsterkenntnis als Voraussetzung für Bootstrapping  

Selbsterkenntnis als Voraussetzung für Bootstrapping

Bootstrapping ist diejenige Finanzierungsform, die für den jeweiligen Unternehmer mit dem höchsten Maß an Anerkennung verbunden ist. Wir haben es hier grundsätzlich mit der Geschichte vom selbstbewussten Gründer zu tun, der sein Unternehmen ganz allein und aus eigener Kraft aus dem Boden gestampft hat. Bevor Sie sich allerdings mit der Frage beschäftigen, ob dieses Modell wohl das passende für Ihre Geschäftsidee sein könnte, ist es sehr wichtig, dass Sie sich zunächst einmal selbstkritisch mit Ihren eigenen Eigenschaften auseinandersetzen.

Bootstrapping setzt nämlich ein hohes Maß an Disziplin voraus, konfrontiert Sie immer wieder mit sehr schwierigen Entscheidungen und zwingt Sie über längere Zeit dazu, Verzicht zu üben und bescheiden zu sein. Machen Sie sich daher gründlich Gedanken darüber, ob Sie diese anspruchsvollen Voraussetzungen auch wirklich mitbringen.

 

 

  Tipp 2: Das eigene Geschäftsmodell kritisch durchleuchten  

Das eigene Geschäftsmodell kritisch durchleuchtenn

Selbst wenn Sie festgestellt haben, dass Sie persönlich das Zeug zum Bootstrapper haben, bedeutet dies noch nicht, dass auch Ihre Geschäftsidee dazu geeignet ist, auf dieses Finanzierungsmodell zu setzen. Grundsätzlich müssen Gründungsvorhaben zwei Voraussetzungen erfüllen, um überhaupt für Bootstrapping in Frage zu kommen. Zum einen darf die Aufnahme des grundlegenden Geschäftsbetriebs nicht mit sonderlichen Investitionen verbunden sein.

Dies wäre zum Beispiel der Fall, wenn zunächst Maschinen oder Anlagen angeschafft, Software entwickelt oder neue Produkte konzipiert werden müssten, bevor es zu ersten Umsätzen kommt. Zum anderen muss die Geschäftsidee so aufgebaut sein, dass von Anfang an Erlöse erzielt werden. Andernfalls steht gar keine Masse für die Finanzierung der nächsten Entwicklungsschritte zur Verfügung.

 

 

  Tipp 3: Die geschäftliche Planung steht beim Bootstrapping immer im Mittelpunkt  

Die geschäftliche Planung steht beim Bootstrapping immer im Mittelpunkt

Wer sich für das Finanzierungsmodell Bootstrapping entscheidet, der sollte sich klar vor Augen führen, dass seine berufliche Zukunft vor allem im unermüdlichen und sorgfältigen Planen von geschäftlichen Abläufen und Entwicklungen bestehen wird. Da Investitionen immer erst dann erfolgen können, wenn bestimmte Umsatz- und Gewinnziele erreicht wurden, ist eine umfassende Planung unersetzlich und muss das gesamte unternehmerische Handeln maßgeblich bestimmen.

Prüfen Sie bereits deutlich im Vorfeld, ob diese Art der Arbeitsweise zu Ihren persönlichen Fähigkeiten und Bedürfnissen passt. Wenn Sie nicht in der Lage oder nicht bereit sind, Ihr ganzes Unternehmen dauerhaft auf der Basis strenger Businesspläne zu führen und zu steuern, ist diese Form der Finanzierung wohl nicht die richtige Wahl für Sie.

 

 

  Tipp 4: Der Plan B darf beim Bootstrapping auf keinen Fall fehlen  

Der Plan B darf beim Bootstrapping auf keinen Fall fehlen

Bei einer Gründung auf der Basis von Bootstrapping geht man immer von bestimmten Zielen aus, die innerhalb einer vorgegeben Zeit erreicht werden müssen. Gelingt dies nicht, dann besteht potenziell immer die Gefahr, dass auch die nächsten Investitionsziele nicht umgesetzt werden können. Obwohl die sorgfältige Planung beim Bootstrapping unersetzlich ist, müssen Unternehmer, die ihre Gründungsvorhaben auf diese Weise realisieren, immer mit einem Plan B in der Hinterhand arbeiten.

Dieser Plan B muss exakt definieren, was geschehen und wie es weitergehen soll, wenn bestimmte Ziele nicht rechtzeitig erreicht werden können. Stellen Sie sich also frühzeitig darauf ein, dass Sie in Bezug auf die Leitung Ihres Unternehmens mehrgleisig fahren müssen, wenn Sie sich für das Finanzierungsmodell Bootstrapping entscheiden.

 

 

  Tipp 5: Die Augen nicht vor Alternativen zum Bootstrapping verschließen  

Die Augen nicht vor Alternativen zum Bootstrapping verschließen

Die Entscheidung für Bootstrapping sollte sehr überlegt und bewusst getroffen werden. Entscheiden Sie sich nur dann für dieses Modell zur Finanzierung von Gründungsvorhaben, wenn Sie davon überzeugt sind, dass es sich für Sie und für Ihre Geschäftsidee wirklich um das beste Konzept handelt.

Die Aussicht darauf, dass Sie sich nicht im Rahmen von aufwendigen Arbeitsschritten um Kapital bemühen müssen, keine Investoren vom positiven Potenzial Ihres künftigen Unternehmens überzeugen brauchen und gleichzeitig auch noch ein Höchstmaß an Unabhängigkeit erhalten, sollte Sie nicht davon ablenken, dass es viele Alternativen zum Bootstrapping gibt und dass sich diese Methode, bei allen Vorteilen, nur für bestimmte Geschäftsideen eignet.

 


 

[Infografik] Bootstrapping: Start-up aus eigener Kraft finanzieren

Gründer, die kein externes Kapital aufnehmen wollen oder können, beschäftigen sich meist mit dem Bootstrapping-Modell. Daher müssen Sie als Bootstrapping-Gründer die Finanzen Ihres Unternehmens zu jeder Zeit ganz fest im Griff behalten. Achten Sie vor allem darauf, Ihre Liquidität minutiös zu planen. Wenn Sie hier die Kontrolle über die Einnahmen oder die Ausgaben verlieren, geraten Sie sonst schnell in eine finanzielle Schieflage.    

  Bootstrapping: Start-up aus eigener Kraft finanzieren